Jürgen Frese: Begleitprozeß Kunst - Kommentar oder Katastrophe. 5 Thesen
 
 
(1) Kunst (ganz gleich ob Konzert, Theater, Literatur, Film, bildende Kunst oder Performance) geschieht in öffentlichen Räumen und in "rhetorischen" Situationen. 

(2) Kunst-Werke oder -Prozesse lassen vor einem Publikum etwas sehen, hören oder spüren, das vorher so noch nicht erfahren werden konnte. Kunst erweitert Erfahrungsmöglichkeiten. 

(3) Erinnerungen an Kunstprozesse begleiten einige alltägliche Prozesse - sowohl öffentlich als auch in der privaten Phantasie. Beide - Kunst und Alltag - berühren sich in einem gemeinsamen kulturellen Raum. In den Bildern unserer Phantasien und Träume fließen triviale Erinnerungen mit den Angeboten der Kunst zusammen. 

(4) Manche Kunst vermittelt Mythen, die alltägliche Situationen mit Überschriften ausstatten, als mehr oder weniger dramatische Spiele inszenieren, zumindest aber gliedern und mit Sinn anreichern. Manchmal verwenden wir daher Kunst-Stücke (z. B. Figuren und Sequenzen aus Romanen oder Filmen), um uns im Alltagsleben zurechtzufinden, tagträumend zu trösten, zu verteidigen - oder um uns mit schönen Illusionen über uns selbst zu täuschen. Why not? Cervantes' Don Quijote und Flaubert's Frédéric sind Gestalten, "die das Leben als einen Roman erleben, weil sie die Wirklichkeit nicht ernst nehmen können" (Bourdieu, Regeln der Kunst). 

(5) In der Begleitung des Alltags durch Kunst kann vielerlei passieren: 
alltägliche Gewohnheiten können 
- durch Werke, die wie ästhetische Kommentare zum trivialen Text genommen werden, bestätigt, überhöht und verklärt werden oder 
- durch überraschende Inszenierungen in Kastastrophen gestürzt werden. 
 
 

Steckbrief Jürgen Frese: geboren Dortmund 1939, promoviert in Soziologie Münster 1966, habilitiert für Philosophie Bochum 1975, lehrt Philosophie in Bielefeld. 
Arbeitsfeld: historische Phänomenologie leib- und bildgebundener kultureller Prozesse. 
Bezugsautoren: Spinoza, Hamann, Peirce, Whitehead, Heidegger, Plessner, Langer, Arendt, Blumenberg, Deleuze, Luhmann, Schmitz. 
Themen von Veröffentlichungen: Dialektik, Phänomenologie, Gefühls-Partituren, Prozesse im Handlungsfeld, Sprechen als Metapher für Handeln, Politisches Sprechen, Dialektik der Gruppe, Intellektuellen-Assoziationen, Theoriebildung als Gruppenprozeß, Ideologie, Postmoderne, Abschied vom Äther 'Gesellschaft'. 
 


 
Wir laden Sie und Ihre Freunde
sehr herzlich ein 
zu dieser Veranstaltung der Reihe
Personen - Projekte - Perspektiven
im ATELIERHAUS 'ALTE SCHULE', ÄBTISSINSTEIG 6,
ESSEN-STEELE
am 14. Dezember 2001 um 20 Uhr
(Das Atelierhaus ist in ca. 10 Min. von der S-Bahn Station ESSEN-STEELE zu erreichen.)

Doris Schöttler-Boll, Atelierhaus 'Alte Schule', Äbtissinsteig 6, Essen (Allemagne / Germany)