KUNSTRAUM  – ALTE SCHULE –
Atelierhaus für Kunst-Medien-Kommunikation e.V.
Essen-Steele










An das
Kulturbüro der Stadt Essen
z.Hd. Herr Jürgen Günther
Hollestraße 3 (Gildehof)
45127 Essen

                                                                  Essen, den  6. Oktober 2004
 

Sehr geehrter Herr Günther,

wie bereits angekündigt, hier nun unser Nutzungsantrag  für die Alte Schule (Erdgeschoss,1.OG, Hof und Gartenhaus). Der Nutzungsantrag umfaßt  5 Seiten und der dazugehörige Raum-Nutzungsplan  2 Seiten.
Die uns darüber hinaus wichtig erscheinenden Informationen finden sie unter Anlagen. Wir möchten nicht unerwähnt lassen, daß dies nicht der erste Nutzungsantrag ist, den wir stellen; bereits im Mai 2000 war dafür
die Bezirksvertetung VII, und im Mai 2002 die Museumsverwaltung Folkwang unser Adressat. Diesen Anträgen legten  wir jeweils eine ausführliche Kostenermittlung für die restlichen Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten  mit hinzu. 

Wir möchten uns mit diesem erneuten Nutzungsantrag ganz deutlich für den Plan B der Überlegungen seitens der Stadt aussprechen, was bedeutet, daß das Erdgeschoss der Alten Schule für eine erweiterte Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden könnte. Für das Erdgeschoss spricht, daß es die direkte Anbindung zum Hofbereich gibt und für die älteren Gäste der Alten Schule auch das Treppensteigen entfällt.

Was nun die Restsanierung des Schulgebäudes anbelangt, da kann man sukzessive vorgehen, da das Gebäude funktionstüchtig und somit bespielbar ist. Wir denken uns, daß primär die Fassade überarbeitet werden sollte, um Risse (durch die das Mauerwerk unnötigerweise feucht wird) zu eliminieren 
und dem sehr schönen denkmalwürdigen Gebäude mit einem Anstrich und hergerichteten Fenstern neuen Glanz zu geben. Für die KünstlerInnen, die hinzukommen, dafür sind von uns  zwei Klassenräume im 1.OG als Ateliers vorgesehen. Diese Räume könnten sie selber Instandsetzen: Leitungen, Lampen und einen Telefon oder DSL- Anschluss installieren, stellenweise notwendige Verputzungsarbeiten und das Streichen des Raumes übernehmen.

Wenn dann für die eine oder andere Veranstaltung hier im Hause Eintrittsgelder eingenommen werden, oder ein Raum hin und wieder auch für Feste vermietet wird, könnten diese Gelder dann sukzessive für die Innen- einrichtung des Öffentlichkeitbereichs eingesetzt werden (wobei wir ja auch eine Küche eingeplant haben). Übrigens halten wir es so, daß bei den Veranstaltungen von Doris Schöttler-Boll, für die kein Eintrittsgeld erhoben wird, immer auch eine Spendenbox aufgestellt ist , in der sich dann nach Schätzung genauso viel Geld befindet, als wenn man ein Eintrittsgeld kassiert hätte. Und der für uns schöne Effekt ist, daß Leute hierher kommen, die mehr zu spenden bereit sind, und wiederum andere, die nur einen kleinen oder gar keinen Obulus geben können (weil sie nichts haben). Genau letztere möchten wir von der Kunst / Kultur nicht ausgeschlossen sehen! 
 
 

Übrigens sieht keiner von uns das Atelierhaus - Alte Schule - als lukratives Wirtschaftsunternehmen. Hier wird vielmehr ein kulturelles Kapital geschaffen, daß sich gewiß auch indirekt wirtschaftsfördernd auswirkt: durch Steigerung von Lebensqualität und kultureller Lebendigkeit der Stadt.

Den bislang  eingeschlagenen Weg, sowohl das eine als auch das andere zu tun , sehr sensible Projekte, riskante Diskussionen zur zeitgenössischen Kunstentwicklung zu initiieren und zugleich die Bedürfnisse der Menschen unseres Quartiers, unserer Stadt sehr wach zu registrieren und aufzunehmen: das halten wir für das Besondere unserer Praxis; es erscheint uns als zukunftsweisend und auch sehr innovativ.
 

Mit der Hoffnung, daß unser Antrag  seitens der Stadt Unterstützung findet,
grüßen wir sehr herzlich

       (Doris Schöttler-Boll)                 (Erhard Becker)
 

Anlagen
* Presseartikel zur Vereinsgründung
* Satzung des Vereins
* Brief vom 16.04.02 an den Regierungspräsidenten
  - Abteilung Denkmalpflege – in Düsseldorf
* Aufstellung der Unterhaltskosten für eine Etage (erstellt 2002)
* Kostenschätzung (vom 17.09.03) für eine 
* denkmalgerechte Überarbeitung der neugotischen
  Fassade
 

Kopien dieses Antrages gehen auch an:
Herrn Dr. Oliver Scheytt und Frau Petra Thetard
 
 

Postanschrift: KUNSTRAUM  – ALTE SCHULE – e.V.  Äbtissinsteig 6  45276 Essen-Steele
Tel.   0201 - 515592  oder  0201 - 2720987
Fax   0201 - 515592  oder  0201 - 2697139 
Bankverbindung: Deutsche Bank 24, BLZ 360 700 24, Kto.-Nr. 559037700


 
Ein Plädoyer für die Unterstützung des Atelierhauses 'Alte Schule', Essen

Die Macher der Zeitschrift ART IN SOCIETY haben seit langem die Entwicklung und die spannenden Aktivitäten des Atelierhauses für Kunst - Medien - Kommunikation mit großem Interesse verfolgt. Mit genau so großem Interesse und mit noch größerer Besorgnis nahmen wir zur Kenntnis, daß seit Jahren alle Nutzungsanträge des Vereins Kunstraum e.V., der sich für den Erhalt des Gebäudes einsetzte, ohne ein positives Echo von Seiten der Stadt Essen blieben. Immer wieder stand städtischerseits offenbar ein  Abriß der 'Alten Schule' zur Debatte, um eine anderweitige Verwertung des Grundstücks zu ermöglichen.
Die Tatsache, daß´inzwischen wohl andere Verwertungsstrategien favorisiert werden, sind für das Fortbestehen des Atelierhauses als Ort der Kunst und Kommunikation nicht weniger bedrohlich.

Investoren werden gesucht, die das Projekt eines Kunst- und Kulturzentrums – für dessen Fortführung sich seit mehr als zwei Jahrzehnten die Künstlerin Doris Schöttler-Boll stark macht (eben jene Künstlerin mithin, ohne deren Engagement die 'Alte Schule' wohl kaum zu einem Ort lebhaftester Debatten sowie interessanter Ausstellungen geworden wäre!) – kapern und im Sinne einer Kommerzialisierung umdeuten könnten.

Das wäre anscheinend derzeit sogar im Sinne derjenigen Kräfte in Politik und Verwaltung der angehenden KULTURHAUPTSTADT EUROPAS, die darauf drängen, daß sich "das Haus selbst trägt" und die sich sogar am liebsten ganz aus der Verantwortung für das Atelierhaus 'Alte Schule' zurückziehen möchten.

Wir empfinden es als bedauerlich, wenn inzwischen Konzepte potentieller Investoren kursieren, die anscheinend nicht nur Ideen aus den – nie städtischerseits beantworteten – Nutzungskonzepten der Künstlerin Doris Schöttler-Boll und des Vereins 'Kunstraum e.V.' übernehmen, sondern sie gleichzeitig skandalös verwässern, banalisieren und dem zeitgeisttypischen Kommerzialisierungsverlangen öffnen.
 

Die Leserinnen und Leser von Art in Society haben mit der hier gleichzeitig erfolgenden Veröffentlichung der 'Kunstraum'-Nutzungskonzepte für das Atelierhaus (von 2004 und 2006) die Möglichkeit, auch diese Vorschläge und Ideen für eine fortschrittliche Nutzung des Atelierhauses kennenzulernen, von denen manches ja schon seit langem umgesetzt wurde und wird. 

Falls nun das, was dort vorgeschlagen wird und was, etwa in Gestalt der Veranstaltungsreihe 'Personen, Projekte, Perspektiven', praktiziert wird, Ihr Interesse, Ihre Anerkennung, Ihre Zustimmung finden sollte, möchten wir Sie bitten, zu erwägen, ob und wie Sie diejenigen, die sich seit vielen Jahren für den Erhalt der 'Alten Schule' als Ort der Kunst und Kommunikation engagieren,  in ihrem Bemühen um ein Fortbestehen dieses Ortes der Kunst, der Debatten, des Zusammentreffens in Essen-Steele unterstützen möchten.

Eine Möglichkeit wäre gewiß, der Stadt Essen zu verdeutlichen, wie sinnvoll und notwendig Aktivitäten wie die im Atelierhaus 'Alte Schule' sind.

Eine andere, keineswegs zu verachtende, wäre jene, das Projekt 'Personen-Projekte-Perspektiven' der Künstlerin Doris Schöttler-Boll bzw. direkt den Verein finanziell mit einer kleinen oder größeren Spende zu unterstützen.

                    J. Chen     L. Lombardi    A. Weiland
 
 

Der Verein KUNSTRAUM  – ALTE SCHULE – e.V. ist als allgemeinnützig anerkannt und kann dementsprechend Spendenquittungen ausstellen.

Postanschrift: KUNSTRAUM  – ALTE SCHULE – e.V.  Äbtissinsteig 6  45276 Essen-Steele
Tel.   0201 - 515592  oder  0201 - 2720987
Fax   0201 - 515592  oder  0201 - 2697139 

Bankverbindung: Deutsche Bank 24, BLZ 360 700 24, Kto.-Nr. 559037700
 
 
 
 

 


 
[NUTZUNGSKONZEPT FÜR DIE 'ALTE SCHULE' (EHEM. PESTALOZZISCHULE), ÄBTISSINSTEIG 6, ESSEN-STEELE. Vorschlag des KUNSTRAUM ALTE SCHULE e.V. vom Spetember 2004]

Die Alte Schule

Daß nun seitens der Stadt auch das Erdgeschoss und das 1. Obergeschoss der Alten Schule (ehemalige Pestalozzi-Schule) offiziell  für die Kunst reaktiviert wird, darüber freuen sich  der  KUNSTRAUM e.V. und die Menschen, jung und alt, für die das Atelierhaus - Alte Schule - bereits zu einem Gravitationszentrum geworden ist, dank der Veranstaltungen, die hier im Hause im 2. Obergeschoss und informell auch immer wieder in den anderen Etagen stattfinden. (Ausführliches dazu im Abschnitt Projekte).

Das Schulgebäude (1899 im neugotischen Stil erbaut) unter Einbeziehung der idyllischen Außenanlage mit altem Baumbestand und Gartenhaus, dies alles von einer alten Einfriedungsmauer eingefaßt, ist ein architektonisches Kleinod mit stadtbildprägendem Charakter und  ein idealer Ort für künstlerische und kulturelle Aktivitäten.

Wir möchten daran erinnern, das die Idee der stadtteilbelebenden Umnutzung des Gebäudes im Sinne eines Kunst fördernden Atelierhauses nicht neu ist. Diese  Umnutzung des Gebäudes als Atelierhaus wurde seitens der Stadt ja schon in den  80er Jahren vorgenommen. Der Bildhauer Herbert Lungwitz  konnte das EG, das 1.OG und das Hofgelände (als Kunstgarten) sowie auch das Gartenhaus (als Werkstatt) nutzen. Desgleichen sei daran erinnert, daß die Künstlerin Doris Schöttler-Boll seit dem Vergabedatum, also seit 1989, im 2. OG  – das von ihr (was wiederum die Auflage war) erst einmal saniert werden musste – lebt, arbeitet und öffentlich wirkt.

Nach dem Tod von Herbert Lungwitz und der anschließend nur noch kurzfristig vergebenen Nutzungsverträge an Künstlerinnen, standen jedoch die Räume im Erdgeschoss und 1.OG in den letzten Jahren leer und werden seither lediglich temporär für die Öffentlichkeitsarbeit von Doris Schöttler-Boll  und dem KUNSTRAUM e.V. genutzt. 
 

Der Verein

Der gemeinnützige Verein KUNSTRAUM e.V. wurde im Februar 2000 in der Alten Schule – im  Atelier  von Doris Schöttler-Boll – gegründet. Die heterogene Zusammensetzung (Menschen unterschiedlichster Bereiche: Künstler, Architekten, Professoren, Hausfrauen, Rentner, Angestellte, Arbeiter  und Arbeitslose ... ) macht den Verein zu einem wichtigen Forum, in dem  der Austausch lebendig,  spannend und auch richtungsweisend ist:  für die Kunst und für das Leben.

So setzte man sich gemeinsam und offensiv erst einmal für den Erhalt der Alten Schule ein, weil damit gleichermaßen objektive Lebensgeschichte und Erinnerung vor Ort, also auch Steeler "Identität" verteidigt wurde gegen die Anonymität und Austauschbarkeit von Gebäuden wie dem Globus-Center, dem Kröger-Gebäude, den Hochhäusern und Parkhäusern Steeles...  . Insbesondere die Bemühungen des Dipl.Ing., Architekten und Stadtplaners Erhard Becker, einen Denkmalschutz für Haus und Hof zu bewirken, möchten wir hier hervorheben. Von Anbeginn an gehörte Erhard Becker auch dem Verein an. Auch wenn die Schule nicht unter Denkmalschutz gestellt wurde, so hat man mit diesen Bemühungen doch erreicht, daß sie nicht abgerissen wird. Und der Verein möchte auf jeden Fall eine historische Informationstafel anbringen, mit  der an die Geschichte von Haus und Hof erinnert wird. 

Von Anfang an ging es dem KUNSTRAUM e.V. aber auch um die Erweiterung einer lebendigen Nutzung des Gebäudes, der gesamten Anlage: für Kunst, Kultur und Begegnung. So möchte man gegen die zunehmende Kommunikationslosigkeit in unserer Gesellschaft ein Gegengewicht schaffen. Dazu brauchen wir die Kunst, kreative Impulse, kulturelle Vermittlung – also etwas, das nicht stillstellt und sprachlos macht, sondern sensibilisiert und das Verständnis für gesellschaftliche Zusammenhänge vorantreibt.

( Einen Presseartikel zur Vereinsgründung, die Satzung des Vereins und  einen Brief vom 16.April 2002 an
den Regierungspräsidenten - Abt. Denkmalpflege - in Düsseldorf , der einen Einblick in die Geschichte 
der Alten Schule gibt, legen wir bei.) 
 

Das Nutzungskonzept

Zweiteilung: Öffentlicher Bereich; Ateliers

Das Nutzungskonzept geht aus von dem programmatischen Entwurf, für den schon der Name des Ortes eintritt
Atelierhaus für Kunst-Medien-Kommunikation : es soll hier einen Ort der Kunst, aber auch der Neuen Medien und nicht zuletzt weiterhin einen Ort lebendiger Kommunikation geben. Die Medien Film und Video (analoge, aber auch digitale Bilder) sind in der Kunst von Bedeutung. Eine Osmose zwischen den Formen des 'Experimentellen Films' und des 'Dokumentarfilms' findet bereits statt und soll hier im Hause auch reflektiert werden. Die gängigen Dokumentationen leiden gerade daran, daß sie auf ästhetische Möglichkeiten des Films als Kunstform nur allzu oft und allzu unnötig verzichten. Eine sich von der Kommunikation über sich selbst und die gesellschaftlichen Verhältnisse, aus der sie erwächst, abschottende Kunst gerät nicht nur in Gefahr von vielen Menschen als "elitär" angesehen zu werden, sondern auch jener Impulse verlustig zu gehen, die sie "lebendig" 
sein  lassen: kontrovers, intervenierend, verändernd.

Der Verein plädiert deshalb dafür, daß innovativen KünstlerInnen - gerade auch aus den Bereichen "Neue Medien", Video, Computer-Kunst, experimenteller und/oder Dokumentarfilm - im Atelierhaus für Kunst, Medien und Kommunikation ein Raum im 1.OG. auf Nebenkostenbasis als Arbeitsstätte (Atelier) - zur Verfügung gestellt wird. Der zweite Raum im 1.OG. sollte im übrigen an eine Künstlerin oder einen Künstler der Sparte "Objektkunst, Installation" vergeben werden, wobei Antragsteller Vorrang haben sollen, die mit ihrer Arbeit bereits in den  Außenbereich (den Natur- oder Stadtraum) gehen.  Das Gartenhaus (für dessen Sanierung wir uns um Sponsoren bemühen würden) könnte einem jungen Künstler als Arbeits- und Wohnstätte zur Verfügung gestellt werden. Dieses Konzept hat sich bereits im Fall der Künstlerin Doris Schöttler-Boll, die das 2.OG mehrperspektivisch (das heißt, für ihre Öffentlichkeitsarbeit und für ihre künstlerische Arbeit) nutzt, als außerordentlich produktiv und wegweisend erwiesen.
 

Die Bedeutung der "Öffentlichkeitsarbeit" für das Atelierhaus

Das Erdgeschoß sollte für die Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen werden. Denn wie sich bereits gezeigt hat, hängt gerade auch von diesem Aspekt ein Stück weit die Vitalität des Atelierhauses für Kunst-Medien-Kommunikation ab. Diese Akzentsetzung liegt nicht nur im Interesse der an Kunst sowie an Kommunikation über ihre Bedeutung (für sie selbst wie überhaupt für unsere Gesellschaft) interessierten Bewohner des Stadtteils Steele und der Stadt Essen. Es kommt auch den hier arbeitenden KünstlerInnen zugute, wenn sie die Möglichkeit zum Austausch mit einem potentiellen Publikum beim Schopf greifen und den "Elfenbeinturm" (in den sich viele so gern zurückziehen) hinter sich lassen können. Gerade die Intervention der bereits im Hause lebenden und arbeitenden Künstlerin Doris Schöttler-Boll hat uns gezeigt, daß das Interesse der Menschen an der Kunst und am Atelierhaus geweckt werden kann. Die Zahl der Menschen, die so durch ihre Aktivitäten im "öffentlichen Bereich" (in den sie Teile des 2.O.G. immer wieder verwandelte) erreichen konnte, ist beträchtlich. Besucher, Gäste, Teilnehmer an Workshops, an Gesprächskreisen, Akteure ihrer Veranstaltungen, junge KünstlerInnen, Filmschaffende und Dichter fanden sich ein. Übers Jahr gerechnet dürften es nicht weniger gewesen sein als etwa die Besucher des "Palastes der Projekte" von Kabakov auf Zollverein. Dieser Ansatz darf nicht verloren gehen; die hinzukommenden Künstler und Künstlerinnen sollten ihn sich - auf ihre Weise – zu eigen machen. Es erscheint uns daher unverzichtbar, daß es einen öffentlichen Bereich, einen Bereich der Kommunikation und auch der künstlerischen Projektarbeit (und nicht allein Arbeitsräume für die KünstlerInnen) im Atelierhaus gibt.
 

Projekte

Über informelle Gespräche und Kontakte hinaus waren und sind bisher schon immer wieder auch anspruchsvolle Projekte ein "Markenzeichen" des Atelierhauses gewesen. 
Zu den in dieser Hinsicht bislang realisierten, wegweisenden Ansätzen gehört die von Doris Schöttler-Boll initiierte und durchgeführte, ein überaus breites Spektrum von Themen und Erkenntnisgegenständen abdeckende Veranstaltungsreihe "Personen Projekte Perspektiven" (mit ihrem starken auch überregionalen Echo, während  gleichzeitig nicht wenige dieser Veranstaltungen – bei denen es immer wieder um die Kunst im weitesten Sinne, um Theorie, ästhetische Erfahrung, Philosophie, um die verschiedensten Bereiche der Kunst bis hin zur Filmkunst und Dichtkunst geht – auch bei Bürgern im Viertel, in unserer Stadt großen Anklang finden). 
Es gehört dazu ihr Projekt  "Klappe auf" – Raum für bewegte Bilder. Hier geht es darum, daß man sich (dank DVD und Video) ausgewählte Filme ansehen, öfter ansehen kann, um das eigene Sehen zu  verifizieren, es zu reflektieren und darüber zu kommunizieren. (Unterstützung bekommt man vom Institut für Medienwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum.) Aber auch das von ihr initiierte Projekt "Greencard" ist zu nennen, das jungen, sich mit großer Lebendigkeit artikulierenden Menschen, ja zum Teil vielleicht bald schon neue Wege gehenden, jedoch noch unbekannten Künstlern des Reviers eine Plattform bieten möchte. Und wenn sich in ihrem Salon des 21. Jahrhunderts (zu dem ihre Räume immer wieder werden), Gäste wie jetzt der Verleger Erich Brinkmann (Brinkmann & Bose) oder der Hölderlin-Herausgeber D.E. Sattller , aber auch Künstler, Dichter, Filmmacher, junge Wissenschaftler und  Menschen, die nicht zum akademischen und künstlerischen Milieu gehören, zum Gedankenaustausch einfinden, so gibt es doch auch Raum und Anregung genug für andere Aktivitäten / Projekte (man denke an das Lektüre- und Buchillustrations-Projekt mit Kindern, das in Zusammenarbeit mit einer Illustratorin und einer Buchhändlerin über mehrere Monate im Jahr 2000 durchgeführt wurde). Und immer wieder macht sie Exkursionen mit den Menschen des Stadtteils, wie auch den Gästen der Veranstaltungsreihe Personen  Projekte Perspektiven. (Zuletzt war es der Besuch der Ausstellung Keep the faith von Diana Thater in Siegen; die Ausstellung und Film-Werkschau von Matthew Barney in Köln sah man sich gemeinsam an, wie auch die große Surrealismus-Ausstellung in Düsseldorf. Eine mehrtägige Fahrt nach Kassel zur Documenta XI wurde ebenfalls realisiert.) 

Zu nennen sind hier des weiteren die Projekte des Dipl.Ing., Architekten und Stadtplaners Erhard Becker; so sein  Projekt eines "Bürger-Kunst-Gartens", sowie sein Projekt einer sechskantigen Lifaßsäule im Rahmen des Wettbewerbs "Das verrückte Stadtteil-Ding", und nicht zuletzt sein Entwurf einer "Bauhütte für eine schönere Welt" (die im Gartenhaus auf dem Schulgelände - neben einem kleinen Sommer -"Café" - einmal ihren Ort haben soll). Zu erinnern ist auch an die Gesprächsrunde zur Geschichte des Viertels, und an den großen Widerhall, den das bürgerschaftliche Engagement der KünstlerInnen und übrigen Vereinsmitglieder vor Ort, also im Stadtteil und darüber hinaus in Essen und im Revier findet.

Welche weiteren Projekte sich in diesem und im nächsten Jahr entwickeln werden, hängt davon ab, welche Künstlerinnen und Künstler für die Tätigkeit im Atelierhaus gewonnen werden und welche Konzeptionen in dieser Hinsicht sie entwickeln bzw. welche Schwerpunkte sie setzen. 
Dabei ist nicht nur an diejenigen KünstlerInnen gedacht, die Arbeitsräume (Ateliers) im Hause erhalten werden. 

Auch nicht im Atelierhaus über Räume verfügende KünstlerInnen, also Externe, sollen - das ist ein Kernstück der Vorstellungen des Vereins zur Nutzung der Alten Schule - immer wieder eingeladen werden, hier in Steele, im Atelierhaus für Kunst-Medien-Kommunikation aktiv zu werden, also über Fragen der Kunst (in unserem Leben, unserer Stadt, dem Revier, der Gesellschaft, die gerade solcher Impulse so sehr bedarf) zu den Menschen zu sprechen oder auch Resultate ihrer künstlerischen Arbeit vorzustellen. (Der "public space" im Erdgeschoss wird also auch für sie das Forum sein, um sich den Menschen im Stadtteil - aber auch Besuchern von außerhalb - zuzuwenden.)

Das Prinzip aller Aktivitäten im Haus soll - das ist uns sehr wichtig - die Autonomie der KünstlerInnen, ihre volle Eigenverantwortung für ihre Projekte, ihre Arbeit , ihre "Interventionen" sein. 
 

Zur Ateliervergabe: Die Auswahl der KünstlerInnen

Der Stellenwert, den wir der Intervention im "öffentlichen Bereich" zumessen, macht auch klar, daß wir uns 
engagierte KünstlerInnen wünschen. 
Entscheidend bei der Auswahl der KünstlerInnen (welche der Verein treffen möchte) sollte deshalb neben dem künstlerischen Format der Bewerber die Bereitschaft zu öffentlichen Aktivitäten im Atelierhaus und somit zu einem Engagement im Stadtteil sein. 

Eine aktive Mitarbeit der im Hause tätigen Künstlerinnen und Künstler  an der Arbeit des Vereins ist nicht nur wünschenswert, sondern unabdingbare Voraussetzung für die Aufnahme in das Atelierhaus. Die Erklärung einer entsprechenden Bereitschaft ist daher eine der Voraussetzungen für die Ateliervergabe.

Sonstige Bedingungen der Ateliervergabe; haftungsrechtliche Fragen:

Wir gehen davon aus, daß über die Zahlung der Nebenkosten keine Kosten auf die KünstlerInnen zukommen, an die Ateliers vergeben werden. Ansonsten sollten sich die Bedingungen der Stadt gegenüber dem Verein (bzw. den mit einem Atelier bedachten KünstlerInnen) analog zu jenen gestalten, die für das Kunsthaus vereinbart wurden. Dies insbesondere auch hinsichtlich der haftungsrechtlichen Fragen.
 

Präsenz und Aufgaben des Vereins im Atelierhaus

Der Verein hofft, über die Nutzung der Postanschrift des Atelierhauses hinaus demnächst auch in Gestalt eines 
kleinen Büros im Hause präsent zu sein.

Zu den Aufgaben des Vereins gehört, daß er auf Antrag Fördermittel für die im Atelierhaus stattfindenden Projekte der hier arbeitenden, aber auch auswärtiger, hier eine Veranstaltung durchführender KünstlerInnen beantragt und diese als offizieller "Träger" der Aktivitäten des Hauses den durchführenden und inhaltlich verantwortlich zeichnenden KünstlerInnen zur Verfügung stellt. 

Die Anträge sind dem Verein zur Weiterleitung / Beantragung der Fördermittel vorzulegen; die Rechnungsführung über die Verwendung der Mittel ist von den jeweils Geförderten zu leisten und dem Verein vorzulegen, der die Daten in seine Buchführung (über die beantragten Mittel und ihre Verwendung) nach Prüfung übernimmt.

Der Verein respektiert die Autonomie der KünstlerInnen und ihre Eigenverantwortung für ihre künstlerische Arbeit (einschließlich ihrer Projekte im Rahmen der "Öffentlichkeitsarbeit").

Die Koordinierung von Veranstaltungen im Atelierhaus wird der Verein übernehmen, den Kontakt zu den  Menschen des Viertels, dieser Stadt halten und ausbauen (auch durch die Mitarbeit in der Steeler Bürgerschaft).

Der Verein möchte darüber hinaus die Räumlichkeiten im Erdgeschoss auch anderen Institutionen (wie z.B. VHS, AWO) für Kursangebote und Bildungsurlaube zur  Verfügung stellen. Vorstellbar wäre auch die Durchführung
von Workshops des tpz (Theaterpädagogisches Zentrum) im GREND, wie auch des Kufos (Kulturforum Steele) bei Raumengpässen in den eigenen Häusern. Der Verein Tarantel e.V., der über keine eigenen Ausstellungs- und Veranstaltungsräume verfügt, ist für die Umsetzung von Projektplanungen oft auf der Suche nach geeigneten, temporär nutzbaren Räumen. Der Kontakt zu Schulen, Kirchengemeinden wird gesucht, um auch dort anregend und mit initiierend – im Hinblick auf gemeinsame Aktivitäten hier im Atelierhaus – zu sein. 
Vom Eigenverständnis her, begreift sich somit  der KUNSTRAUM e.V. eben auch als Relais-Station, das heißt: er möchte auch interessierte Bürger auf Veranstaltungen und Kursangebote in anderen Häusern aufmerksam machen (wie dem GREND, dem KUNSTHAUS ESSEN, dem Museum-Folkwang, der Volkshochschule...), um so eine Vernetzung/ein Netzwerk konkret werden zu lassen.

Für die zentrale Koordinierung aller Aktivitäten (was eine Programmgestaltung impliziert) ist ein kleiner Raum im 1. OG als Büro des KUNSTRAUM e.V. mit Telefon, Fax, PC mit Internetanschluß, wie auch einem Kopierer vorgesehen.

Einen Grundriss und Raumnutzungsplan (Erdgeschoss,1.Obergeschoss und Gartenhaus) legen wir unserem Nutzungsantrag mit hinzu. 
 

Der Kostenplan

a.    für die laufenden Kosten
Eine detaillierte Aufstellung der Unterhaltskosten, die in Anlehnung an die entsprechenden Positionen
für das 2. OG erstellt wurde, liegt als Anlage bei. Dieser ist zu entnehmen, daß jährliche Kosten von ca.
3.200 Euro  pro Etage anfallen.
       Wir möchten darum bitten , daß die zu zahlenden Nebenkosten für die Künstler, die hier  im 1. OG zwei der 
       ehemaligen Klassenräume als Atelier in Zukunft nutzen werden, sich analog denen des KUNSTHAUSES in
       der Rübezahlstraße gestalten. Und daß dies ebenso für das EG, unser Areal für die Öffentlichkeitsarbeit,
       gelten kann. 
       Die von uns selbst erwirtschafteten Beträge (z.B. durch die Vermietung von Räumen und Außenanlage
       für Festivitäten) möchten wir gerne für  die Ausstattung des Hauses einsetzen.

b.    für die nutzungsadäquate Rest-Instandsetzung:
       Die Schule befindet sich in einen Zustand, der eine sofortige Erweiterung der Nutzung zuläßt.
       Wir möchten daran erinnern, daß die Stadt vor Jahren für eine Dacheindeckung und Dachstuhl-
       teilsanierung einschließlich der Gauben gesorgt und die notwendigen Klempnerarbeiten hat durchführen
       lassen (Kosten ca. 350.000 DM). Frau Schöttler-Boll, deren Unkündbarkeit laut Rechtsexpertise durch die
       Stadt Essen gewährleistet ist, hat das 2. OG unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert
       (Gegenwert 230.000 DM). Rest-Instandsetzungen können daher sukzessive erfolgen. 
       KünstlerInnen, die jetzt Atelierräume beziehen, könnten diese zum Beispiel  renovieren und entsprechend
       ihren Bedürfnissen herrichten, ohne dabei die bauliche Grundsubstanz zu verändern.
       Der Stadt möchten wir vorschlagen, daß sie die notwendigen Arbeiten an der Aussenfassade und 
       den Fenstern vornimmt.  Eine Kostenschätzung (vom 17.09.03) in Höhe von ca.  30.600 Euro
       für eine denkmalgerechte Überarbeitung der neugotischen  Fassade legen wir mit bei.

                                   Essen-Steele im September 2004















DIE ZUKÜNFTIGE NUTZUNG DER EHEM. PESTALOZZISCHULE (SAMT GRUNDSTÜCK) ALS ATELIERHAUS FÜR KUNST, MEDIEN UND KOMMUNIKATION
Vorschläge des KUNSTRAUM  - ALTE SCHULE - e.V., Mai 2006

Wir plädieren hier für ein Atelierhaus für Kunst, Medien und Kommunikation –  als Ort für Kunst und Leben, Ort der Begegnung und der Gespräche, auch der Debatten. Wobei wir Kommunikation nicht im Sinne der „Kommunikations- wissenschaften“ als abstraktes Sender-Empfänger Modell verstehen, sondern wie Luhmann als „Wunder der Natur“. Und was das Verhältnis von Kunst und Medien betrifft,  so wissen  wir,  daß heute nicht mehr nur Gemälde und Zeichnungen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden, sondern Film, Video,  und computergenerierte Bilder. Aber zugleich auch die Worte, die Sprache, die Literatur. Deshalb ist es von Belang, hier einen interdisziplinären Ansatz zu entwickeln.

Nachdem wir bereits mehrfach der Stadt Essen als Eigentümer der ehem. Pestalozzischule (von 1899) Nutzungsanträge mit detaillierten Vorschlägen zur Nutzung (incl. Kostenaufstellung) vorgelegt haben, möchten wir unsere Nutzungsvorschläge jetzt kurz zusammenfassen. Unser Konzept  folgt dem Leitgedanken einer „Kunst im Kontext“ – einer Kunst, die sich der alltäglichen Wirklichkeit gegenüber öffnet. Wir gehen deshalb aus von einem weitgefaßten Kunstbegriff: einer ästhetischen Praxis, die nicht immer gleichbedeutend mit „Kunst“ ist, aber ganz entschieden mit Form zu tun hat. Und wir wünschen uns Künstler in einem lebendigen Kunst- und Atelierhaus, die das Zusammenspiel mit dem sozialen Umfeld suchen, die sich als vitaler Bestandteil der kulturellen und sozialen „Infrastruktur“ des Viertels begreifen und die auch das kreative „Vermögen“ seiner Bewohner  (um hier einen zentralen Begriff Hölderlins aufzugreifen) als wichtige Ressource und  sozialen Zusammenhalt stiftendes Potential erachten. 

Es ging und geht um die Reaktivierung des Erdgeschosses und ersten Obergeschosses des Atelierhauses im ehemaligen Schulgebäude (Gebäudegrundriß 16,60 x 14,40m)  sowie
des Schulgeländes (55 m x 46 m),  also ca. 2500 qm Fläche, das meiste davon Grünfläche mit wertvollem Baumbestand.
Es ging bislang ferner um die Nutzung des Gartenhauses (6,60 x 5,50 m, also 33 qm Grundfläche), das sinnloserweise schon beseitigt wurde und an dessen Stelle ein Neubau sich anbietet.

Wir beginnen mit unseren Vorschlägen für den Neubau an der Stelle des Gartenhauses, für das der Architekt + Stadtplaner Dipl.Ing. Erhard  Becker einen ökologischen Ausbau (u.a. mit Solartechnik und Regenwasser betriebene Toiletten; Strom war bereits vorhanden) konzipiert hatte.

Das neue Konzept geht von einer erweiterten Grundfläche (66 qm oder größer) aus, sowie von einem mindestens eingeschossigen, besser aus EG und 1.OG bestehenden Gebäude.

Der Nutzungsvorschlag des KUNSTRAUM - Alte Schule - e.V. sieht dafür vor:
Im EG: (a) eine kleine Apartmentwohnung (für einen Rentner oder Arbeitslosen, der für „Haus und Hof“ sowie die Pflege des Bürger-Kunst-Gartens zuständig ist);
(b) einen Werkstatt- bzw. Atelierraum für die Arbeit mit Jugendlichen (Bearbeiten von Themen aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur, Ökologie; Malwerkstatt, Leseraum – also, mit einem Wort: multifunktionale Nutzung).

Im OG könnten wir uns 1 Stadtplanungs- oder Architekturbüro vorstellen. Oder alternativ 1 Wohnung für eine kinderreiche Familie. 

Die Garten- bzw. Hoffläche:
Der Grünplan weist diese als eine der wenigen Grünflächen im Steeler Rott aus. Der Baumbestand ist erhaltenswert. Unser Konzept ist das eines Bürger- und Kunstgartens. Schon der Bildhauer Lungwitz hatte den Schulgarten als Kunstgarten genutzt; das Konzept wollen wir fortführen und dahingehend erweitern, daß es auch ein die Kommunikation im Viertel bereichernder, nicht nur im engen Sinne kultureller Treffpunkt für die Bürger sein kann und im Grunde schon ist, wie die hier bereits in den letzten Jahren durchgeführten Feste, Veranstaltungen mit Kindern, Jugendlichen usw. usf. deutlich zeigen. Hier sollen sich auch diejenigen aus dem Viertel, die keinen Garten haben, sonnen können; hier soll man sich eine Zeitung aus der Bibliothek im Kunst- und Atelierhaus holen und sie bei schönem Wetter draußen sitzend lesen können; Menschen sollen ins Gespräch kommen können... auch immer wieder, wenn es sich ergibt, mit den Künstlern in diesem  Kunst- und Atelierhaus, das sich auf viele Weisen den Menschen  öffnet. 

Das Schulgebäude (Gebäudegrundriß 16,60 x 14,40m) ist und war bereits zur Zeit des Künstlers Lungwitz ein Atelierhaus, ein Haus der Kunst, ein Haus, in dem auch „Workshops“, Lesungen und Musikveranstaltungen stattfanden. 
Daran wird angeknüpft.
(Im EG  könnte übrigens das Klassenzimmer zum Garten hin eine sich zu demselben hin öffnende Sprossentür erhalten, um so einen direkteren Zugang vom Haus aus zum Kunst- und Bürgergarten zu ermöglichen.)

Raumnutzungsvorschläge: 
EG (160 qm): Wir plädieren dafür, daß für die Öffentlichkeitsarbeit ein „Terrain“ erhalten bleibt (siehe Nutzungsantrag von 2004, in dem bereits ein Workshopraum, ein Fotolabor, eine kleine Küche, und ein Veranstaltungsraum vorgesehen sind ).
Zentral ist dabei für uns der Veranstaltungsraum – ein Raum für Lesungen, für Vorträge, Filmabende, auch für „Geselliges“. Eingeplant werden hier auch Nachbarschaftsfeste, bzw. Zusammenkünfte, bei denen man sich austauscht, aber auch gemeinsam kocht.  Und da der Steeler Rott bereits ein Viertel von Alteingesessenen und Immigranten, ein potentiell den lebendigsten interkulturellen Austausch ermöglichender Ort ist, stellen wir das Haus auch unter das Motto: „Wir lernen uns kennen.“ Und zwar ausgehend von den Festen, dem gemeinsamen Tanz, überhaupt dem gemeinsamen Tun:  dem Interesse für die Literaturen und die Kunst der jeweils „Anderen“, ja selbst der Neugier auf die unterschiedlichen Küchen.
1.OG (162 qm): Wir sind nach wie vor dafür, daß hier 1 Raum für einen Filmemacher (also eine Filmwerkstatt) vorgesehen wird und 1 Raum für einen anderen Künstler.
Das Kellergewölbe (168 qm): Die Räumlichkeiten des Kellers wären nutzbar, wenn man sie beheizt. Sie kämen damit nicht nur als Lagerraum für Materialien und sonstige Gegenstände der Workshop-Arbeit infrage.  Würden hier Räume schalldicht gemacht, ständen sie z.B. Jugendlichen zum Musizieren zur Verfügung. Ferner wäre Platz für eine Schreinerwerkstatt.

Ein zentraler Bestandteil unseres Nutzungskonzepts ist der Vorschlag, einen „symmetrischen“ Anbau an das bestehende ehem. Schulgebäude zu realisieren.
Dieser könnte, zur hinteren Gartenseite hin, noch terrassenförmig abgestuft sein.
Die ehem. Pestalozzischule ist ja nur die Hälfte eines ursprünglich konzipierten größeren Gebäudes. Man könnte die „fehlende“ Hälfte entweder in einem historisierenden Stil oder (besser noch) in einem modernen, sehr „lichten“ Stil realisieren. (Von dem Architekten Georg Ruhnau liegt bereits eine Entwurfsskizze vor.)

Zur Nutzung des Anbaus:
Im vorderen Teil können wir uns Architektur- und/oder Designer-Studios vorstellen; 
im hinteren Teil wünschen wir uns ein sogenanntes „[Mehr-]Generationenhaus“.
Wir könnten uns aber auch vorstellen, daß dieser ganze Anbau die Qualitäten eines „Generationenhauses“ hat, und zwar für Alleinerziehende, für sogenannte „normale“ Familien, ferner sollte eine progressive „Alten-WG“ hier Platz finden und möglicherweise noch ein „Single“.
Sinnvoll wäre es, wenn man bei der Ausschreibung dieser Wohnungen zur Vermietung diejenigen bevorzugt, für die eine Anbindung an das Kunst- und Atelierhaus spannend ist.
Aus der Sicht der bereits im Atelierhaus aktiven Künstlerin Doris Schöttler-Boll und der Mitglieder des KUNSTRAUM - ALTE SCHULE - e.V. wäre eine Form der Osmose bzw. des auf Dauer anvisierten Austauschs, die sich so ergeben könnte, eine große Chance, das Programm des Atelierhauses im Hinblick auf eine lebenspraktische, alltagsbezogene Arbeit sinnvoll voranzutreiben. 
Dies ist übrigens auch die Motivation in der Steeler Bürgerschaft wie auch im Steeler Archiv, engagiert mitzuarbeiten.

Die Alltagsnähe würde sich dann vermutlich in vielfältigen Initiativen erweisen, die nicht nur von den Künstlern im Atelierhaus ausgehen müssen:
Zum Beispiel in einem Arbeitskreis bzw. Workshop mit Menschen aus der im Neubau erhofften Alten-Wohngemeinschaft, wo es etwa um die Situation speziell des Steeler Rotts (aus der Sicht älterer Menschen) und um die Entwicklung von Vorstellungen für die Verbesserung der sozialen und kulturellen, aber auch der kommerziellen Infrastruktur im Viertel gehen könnte.
Zum Lebensumfeld eines Viertels gehören, dieses bereichernd, z.B. gewiß auch kleine Spezialläden: ein Gewürzladen etwa, und/oder ein Laden für afrikanische und/oder asiatische Lebensmittel, und dgl. mehr. Es  sind diese sehr konkreten Dinge, die die Menschen interessieren und an deren Artikulation und Ausformulierung sie teilhaben möchten.
Und da unsere Marienkirche geschlossen wird, könnte sich Doris Schöttler-Boll auch vorstellen, daß daraus ein ökumenisches Zentrum entstehen wird oder daß man die Kirche für Konzert-Veranstaltungen nutzt.

Eine Reflektion von Wohnformen anzuregen halten wir für naheliegend. Sie fände – käme es zur Realisation des „Generationenhauses“ im Steeler Rott –  gewiß nicht nur in einem Workshop oder einer Diskussionsrunde, sondern auch informell unter den Menschen im Viertel statt, und zwar über die Bedürfnisse und unmittelbaren Interessen der Menschen im „Generationenhaus“ hinaus, wenn auch angeregt durch deren Erfahrung:
Wenn man an die Leerstände der ALLBAU Wohnungsgesellschaft denkt, bietet sich an, daß man zusammen mit der Wohnungsgesellschaft sowie Fachleuten, aber auch mit interessierten Laien (darunter die anvisierten zukünftigen Nutzer) in einem Workshop – gerade auch im Interesse alter Menschen – Pläne entwickelt für neue Wohnformen.
Dies interessiert gewiß nicht nur die zunehmende Zahl der Alten, sondern ebenso junge Familien wie auch Alleinerziehende und Singles: gewiß darf man annehmen, daß nicht wenige Menschen gern etwas Neues ausprobieren möchten, wofür aber noch die Voraussetzungen fehlen.

Doch nicht allein ums Wohnen, oder um die urbane Infrastruktur geht es uns. Sondern z.B. auch um die Anbindung einer innovativen künstlerischen Praxis an die Bildung, etwa in Gestalt des Projekts „Schule macht Kunst – Kunst macht Schule“.
Denn wir haben schließlich direkt zwei Schulen vor unserer Tür. 

Wir sehen das gemeinsame Nachdenken und die mögliche Kommunikation über derartige Fragen als offenen Prozeß, als Chance: auch als Chance, wechselseitig unsere Phantasie und Kreativität  ernstzunehmen und zu entdecken: gemeinsam kann man etwas bewirken. Ob dann „alles“ oder selbst auch nur ein Teil dessen realisiert wird, was man erdenkt, erhofft, erträumt, steht auf einem anderen Blatt.

Jedenfalls läuft vieles an diesem Konzept (das die eigentlich relevante, gesellschaftliche wie auch eine künstlerisch bedeutsame Seite unseres Nutzungskonzepts ist, von dem daher die Vorschläge zur Raumnutzung usw. nur die „äußere Hülle“ betreffen) darauf hinaus, ein Stadtviertel und letztlich eine Stadt lebens- und liebenswerter zu machen, was angesichts der KULTURHAUPSTADT-ZUKUNFT Essens eine wegweisende Aufgabe und Leistung wäre.
Daß bei der Imaginierung, der Konzeption und Planung unserer Lebens- und Wohn-Verhältnisse, unserer urbanen Umwelt, daß also schon in der Planung (im weitesten Sinne) die Menschen ermächtigt werden, sich einzumischen und neue Ideen zu entwickeln, statt diese lediglich von Experten und politischen Gremien „aufgetischt“ zu bekommen (nach dem Motto: „Gegessen wird, was auf den Tisch kommt!“),  ist etwas ganz entscheidendes und für demokratische Gesellschaften unverzichtbares. Auch das hat etwas zu tun mit „Lebenskunst“, mit „Kunst im Kontext“. 

Daß dies nicht bloße Hirngespinste weltfremder Phantasten sind, ergibt sich daraus, daß eine Vielzahl der anvisierten Aktivitäten bereits vor Ort „Vorläufer“ haben.
So gab es im Atelierhaus schon die Gruppe „Leben, Lieben und Wohnen im Alter“, eine Geschichtswerkstatt und die Inventionspraxis der „Bauhütte für eine schönere und bessere Welt“. Es gab Feste unter Mitwirkung von Migranten,  das Kinder- und Jugendbuch-Gestaltungsprojekt mit Mädchen und Jungen aus dem Viertel, und manch andere Aktivität, die den sonst üblichen Rahmen eines Atelierhauses „sprengte“, ohne daß Phantasie, Kreativität, die „Kunst“ im weitesten Wortsinn, dabei zu kurz kamen.
Und es gab natürlich in den Räumen an ihren Projekten arbeitende Künstlerinnen und Künstler, sowie die auch überregional beachtete Veranstaltungsreihe „Personen – Projekte – Perspektiven“. Selbstverständlich haben wir uns auch mit einer Vielzahl von Künstlern – ganz offiziell – als Atelierhaus all die Jahre hindurch an der „Kunstspur / Offene Ateliers in Essen“ beteiligt.
Wir wissen also, wovon wir reden. Wir träumen uns nicht einfach etwas zusammen.
Für unser Konzept – gerade auch hinsichtlich der vorgeschlagenen baulichen Maßnahmen – sind natürlich Gelder erforderlich.  Viele Ideen sind da; Soziologen, Philosophen, Stadtplaner, Architekten, bildende Künstler und Filmemacher engagieren sich an unserer Seite. Doch da bislang nie (obwohl schon junge begabte Künstler – Autodidakten! – hier arbeiten durften ) ein Nutzungskonzept offiziell akzeptiert wurde, sind uns auch die Hände gebunden, wenn es darum geht, uns um Gelder zu bemühen. Wir fragen uns aber in der Tat, ob man für ein solches Modell „Kunst im Kontext“ nicht Fördermittel mobilisieren kann. Und zwar städtische Mittel, Landesmittel, Mittel aus entsprechenden Fonds der EU, aber auch eine wohlwollende Unterstützung privater Sponsoren. Die Frage ist: gibt es in einem der reichsten Länder der Erde, eingebunden in die EU als eine Zone des Wohlstands, noch Sinn für kulturelle, die soziale Kohäsion fördernde Innovation? Oder vertut man, wieder einmal, eine Chance?
Eines ist für uns offensichtlich: daß die Stadt der Träger bleiben sollte – und daß der Staat sich nicht ganz aus der Förderung der Kunst und der Kulturarbeit verabschieden darf.

Essen, im Mai 2006
                                                            Doris Schöttler-Boll
                                                (für den KUNSTRAUM - ALTE SCHULE e.V.)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

       P.S. The documents reproduced here were made available by Andreas Weiland who obtained them when taking part in various
       discussions of the 'Kunstraum e.V.' pertaining  to the 'Atelier house'.